Tag 4 - Samstag, 30. April 2005
 

 
 
Bild 1 (links): Routemap für Tag 4. - Bild 2 (Mitte): Erster Zeltplatz am Baga Gazaryn Uul. - Bild 3 (rechts): Granitfelsen am ersten Zeltplatz.
 
Die erste Nacht im Zelt war eisig kalt. 0° C im Zelt, -5° C Außentemperatur. Kein Wunder, wir sind auf knapp 1600 Meter Höhe. Die ersten Sonnenstrahlen, ein blauer Himmel und die fantastische Granitlandschaft rund um den Zeltplatz entschädigen uns dafür. Noch vor dem Frühstück ist Zeit für eine Erkundung der Umgebung. Zwischen den Granitfelsen immer wieder Anzeichen von Quarzgängen. Und zwischen den Felsen steht 20 Meter vor mir ein Mufflon - die Kamera liegt noch im Zelt! Karl entdeckt neben der Piste Kastengräber und Paul ein Adlernest hoch in den Felsen.

Tagsüber geht es weiter durch das ausgedehnte Granitmassiv Baga Gazaryn Uul. Irgendwann machen wir an Granitfelsen mit einem mächtigen Aplitgang halt. Es war mit Sicherheit vor uns schon jemand hier. Einige mongolische Münzen noch aus kommunistischen Zeiten im Staub zeugen davon. Weiter geht es durch sandige Ebenen zwischen den Granitfelsen. Ein gutes Stück weiter stehen drei weiße Zelte am Wegrand. Hier beten Mönche für die Bevölkerung, klärt man uns auf. Wir nähern uns vorsichtig um sie nicht beim Gebet zu stören. Der geübte Sammlerblick schweift dabei immer über den Boden. Etwas rundes mit Loch in der Mitte? Das ist doch eine chinesische Münze!

Weiter geht es Richtung Süden. Nächster Stopp ist bei einer Klosterruine an einem in dieser Jahreszeit fast ausgetrockneten See. Auf einer Basaltkuppe stehend lassen sich mit dem Fernglas einige Vögel am anderen Ufer beobachten. Das Kloster ist stark verfallen, doch die mächtigen Mauern aus kunstfertig vermauerten Natursteinplatten sind sehenswert.

 
mongolische Vokabeln:
tschigeeree = gerade aus
 
Nach der Mittagspause müssen wir uns beeilen. Um schnell in den Süden zu kommen liegt noch eine lange Tagesetappe vor uns. Tschigeeree, tschigeeree - immer gerade aus. Am späten Nachmittag erreichen wir Delgerkhangay. Tankstopp. Die Tankstelle funktioniert noch mit Handbetrieb. Kurbeln ist angesagt.

Wie geht es nun weiter. Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder den vor uns liegenden Gebirgszug westlich umfahren oder darüber hinweg. Wir entscheiden uns für den zweiten Weg. Gleich hinter Delgerkhangay geht es durch einen Canyon auf das Gebirge. Oben angekommen die obligatorische Zeremonie am Ovoo. Und zur Abwechslung einmal Gegenverkehr. Zwei Lkw mit Rohgips beladen quälen sich von der anderen Seite über das Gebirge. Ihr Ziel eine Fabrik im Norden der Mongolei.

 
 
 
Bild 4 (links): Klosterruine. - Bild 5 (rechts): Lkw mit einer Ladung Rohgips südlich Delgerkhangay.
 
Irgendwo in der Ebene südlich des Gebirgsrückens müssen wir heute abend noch die Zelte aufschlagen. Je weiter wir vom Gebirgsrücken weg kommen, um so ebener wird das Gelände. Und damit um so ungünstiger für einen windgeschützten Zeltplatz. Doch wir fahren weiter. Am Abend passieren wir noch eine Brigade, eine kleine landwirtschaftliche Siedlung. In der Steinwüste dahinter finden wir in eine Kuhle doch noch einen geeigneten Zeltplatz.

Auch dieser Abend ist ein besonderer Abend. Sersmaa feiert mit uns ihren Geburtstag. Und je später der Abend um so außergewöhnlicher die Gäste: Ein Kamel schaut nach, was wir das so treiben.

 

 
© 2005 by Ralf Scheinpflug, Lohr VORHERGEHENDER TAG - NÄCHSTER TAG