Tag 6 - Montag, 2. Mai 2005
 

 
 
Bild 1 (links): Routemap von Tag 6. - Bild 2 (Mitte): Wüstentaxi mit Ralf und Paul nach Savra-Os. - Bild 3 (rechts): Trinkwassersee am Ortsrand von Bulgan.
 
Wieder ein herrlicher Tag beginnt. Für den Weg zum ersten Fundort haben uns Minjin und Sersmaa Wüstentaxis bestellt. Erst etwas ungewohnt, doch am flauschigen Fell kann man sich sehr gut festhalten. Dann geht es los nach Savra-Os. Bekannt ist diese Stelle als Fundort neolithischer Werkzeuge. Es dauert auch nicht lange bis sich die ersten Jaspis-Messerchen finden lassen. An manchen Stellen liegen gehäuft Abschlagsplitter herum. Und das seit einigen tausend Jahren! Highlights sind ein großer Nuculus, gefunden von Paul, und ein prächtiger Faustkeil, gefunden von Klaus. Er wird ihn so schnell nicht mehr aus der Hand geben. Und dann die Sensation: Ein Schlagplatz übersät von Jaspissplittern - unversehrt wie er vor Jahrtausenden verlassen wurde.

Somon Bulgan ist als nächster Stopp vorgesehen. Tanken, Wasserfassen, Kleinigkeiten im Dorfladen einkaufen. Paul findet sogar eine Flasche original Dino-Wodka im Shop. Der Trinkwassersee am Ortsrand läd zum Baden ein, doch die Lufttemperatur spricht noch dagegen. Eine kleine Wäsche an der Wasserzapfstelle ist ganz vorteilhaft.

Zum ersten Mal im Leben auf eine große Sanddüne hinauf steigen. Vor Tugrogiin Shiree bietet sich dieses Erlebnis. Durch den ständig wehenden Wind sind die obersten 20 Zentimeter der Sanddüne immer in Bewegung. Doch von oben bietet sich ein herrlicher Ausblick. Rings herum nur Gobi - Wüste, Wüste, Wüste ...

Ein Stück weiter die Saurierfundstelle Tugrogiin Shiree. Ein Hochplateau mit scharfen Abrisskanten. Die Hänge zerfurcht, ausgewaschen, und fast schon wieder mit Sand zugeweht. Tugrogiin Shiree ist besonders für seine Funde von Protoceratops andrewsi bekannt. Über zwei Kilometer laufen wir die Hänge auf der Suche nach Knochenresten ab. Zunächst nur kleine Splitter - doch dazwischen drei - vier - fünf Zähne von Protoceratops. Heinz findet den sechsten Zahn. An den Hängen eine alte Grabungsstelle. Einige Stücke mit Knochenresten liegen noch im Sand. Am Ende des Hanges zeigt uns Sersmaa noch ein im weichen Sand steckendes Skelett. Wir decken es wieder mit Sand zu. Ohne Gips und anderers Präparartionsmaterial zum Stabilisieren ist eine Bergung nicht möglich. Und wir geniesen wieder den herrlichen Ausblick vom Hochplateau.

 
 
 
Bild 4 (links): Sammel in Tugrogiin Shiree. - Bild 5 (rechts): Dinoskelett in der Wüste.
 
Minjin wollte zwischenzeitlich eine Achat-Fundstelle weiter nördlich für uns ausfindig machen. Nach langer Zeit sehen wie gegen Abend endlich die Staubfahne von Amgaas Jeep. Wir fahren ihnen entgegen. Sie haben wirklich Achat gefunden, mehr als eine Stunde nördlich. Also fahren wir in nördlicher Richtung quer durch die Wüste.
 
mongolische Vokabeln:
soks = Stopp, anhalten
 
Keine 2,5 Kilometer nördlich ruft Paul plötzlich Soks! Beim Blick aus dem Fenster sehen wir warum. Unmittelbar neben unseren Fahrzeugen liegt ein Dinoskelett in der Wüste. Die Wirbel mit langen Dornfortsätzen sind sehr gut zu erkennen. An den Dornfortsätzen Reste verhärtete Sehnen der einst mächtigen Rückenmuskulatur. Auch hier: Zum Bergen zu schade; zu zerbrechlich. Wir begnügen uns mit Fotos und einigen lose in der Wüste liegenden Knochenteilen. Auf dem Hügel daneben Jaspisknollen.

Vor der Weiterfahrt sitzt der Jeep erst einmal im Sand fest. Freischleppen mit dem Stahlseil erfolglos; das Seil reist und knallt dem Jeep auf die Windschutzscheibe. Ein Riss in der Scheibe ist die Folge. Anhänger abkuppeln und Jeep aus dem Sand heraus schieben; danach Anhänger wenden und von der anderen Seite aus wieder ankuppeln.

Nach einer Stunde Fahrt erreichen wir die von Minjin ausgekundschaftete Stelle mit Achaten. Eine kleine Kuppe hinter einer Jurte ist übersät von Chalcedon, Achaten und Quarzdrusen. Die Qualität ist jedoch nicht die beste. Alles viel zu hell, zu transparent, zu ausgebleicht unter der heißen Gobisonne. Nur die Mulde hinter der Fundstelle bietet einen guten Zeltplatz.

 

 
© 2005 by Ralf Scheinpflug, Lohr VORHERGEHENDER TAG - NÄCHSTER TAG