Saurier im Buntsandstein Unterfrankens

Stegocephalen
Sauriere
Fährten
 

 
Im Buntsandstein Unterfrankens sind trotz seiner langjährigen Erforschung - abgesehen von Fährten - nur sehr wenige Wirbeltierreste gefunden worden. Das wenige, was bis heute bekannt geworden ist, stammt fast ausschließlich von Panzerlurchen.
 

Stegocephalen

"Die Funde von echten Saurierresten im unterfränkischen Buntsandstein kann man an den Fingern beider Hände abzählen," bekommt man immer gesagt, wenn man nach Saurierresten fragt. Dies liegt einerseits daran, dass der Buntsandstein nur an wenigen Stellen durch Steinbrüche erschlossen wurde, aber auch am agressiven Sandstein selbst, der fast alle Lebensspuren vernichtet hat.

Aus dem Felssandstein des Mittleren Buntsandsteins vom Hornungsberg bei Erlach südlich Lohr wurde 1928 der unvollständige Abdruck einer seitlichen Kehlbrustplatte (Clavicula) eines großen, nicht näher bestimmten Stegocephalen bekannt. Abbildungen davon sind nicht überliefert.

Der gleiche Horizont lieferte im Schubertwald westlich von Mittelsinn 1935 eine unvollständige linke Kehlbrustplatte eines Capitosaurus. Das Stück kam bei Waldarbeiten beim Spalten von Sandsteinblöcken zum Vorschein. Der Fund gilt als so wichtig, dass er heute noch in allen bekannten Fachbüchern der Paläontologie abgebildet wird.

 
Bild 1: Linke, 7 Zentimeter lange Kehlbrustplatte von Capitosaurus sp., gefunden im Felssandstein des Mittleren Buntsandsteins bei Mittelsinn.
 
Der erste aus dem Oberen Buntsandstein stammende Fund, ein 84 Zentimeter langer, rechte Unterkieferast von Mastodonsaurus, wurde im Plattensandstein von Gambach am Main gefunden. Es ist ein Rest der bisher größten bekannte Art, Mastodonsaurus ingens, wie sie von Prof. F. TRUSHEIM 1937 nach diesem Stück aufgestellt wurde. Der Kieferast liegt als Hohlform in einem zweiteiligen Sandsteinblock vor. Das Stück ist heute im Geologischen Institut Würzburg ausgestellt.
 
 
Bild 2: Der 84 Zentimeter lange Unterkieferast von Mastodonsaurus ingens aus dem Plattensandstein des Oberen Buntsandsteins von Gambach am Main.
 
Im Plattensandstein des des Scheuerbergs gegenüber Rothenfels wurde 1965 bei Kartierungsarbeiten ein weiterer, nicht näher bestimmter Wirbeltierrest gefunden. Auch von diesem Stück liegen keine Abbildungen vor.

Gleich zwei Unterkieferäste von Stegocephalen lieferte die Tongrube am Vorderen Bauwald bei Wernfeld im Jahre 1976. Im Plattensandstein, knapp unter dem Grenzquarzit, kamen sie zum Vorschein. Bestimmt wurden sie als Parotosaurus nasutus. Das besondere an diesen Stücken ist die Erhaltung. Bislang waren alle Funde nur Negative im Stein - die Knochensubstanz war bereits weg gelöst. Die Unterkieferäste von Wernfeld sind dagegen mit Knochensubstanz bzw. derem mineralischen Ersatz erhalten.

 
 
Bild 3: Unterkieferast von Parotosaurus nasutus aus dem Plattensandstein des Oberen Buntsandsteins von Wernfeld. Länge 16,2 Zentimeter.
 
Ein weiterer Fund im Felssandstein des Mittleren Buntsandsteins gelang 1994 bei Rechtenbach. In einem Bachriss fand sich ein Gesteinsstück mit dem Abdruck der Kehlbrustplatte eines Stegocephalen, vermutlich Cyclotosaurus. Der Abdruck ist wiederum nur als Hohlform in grobkörnigem Sandstein erhalten.

Mit Resten der Knochensubstanz gelang der Fund einer weiteren Kehlbrustplatte sowie mehrerer anderer unbestimmbarer Knochenteile im Sommer 2004 in einem Steinbruch bei Wernfeld a. Main. Fundhorizont ist auch hier der Felssandstein des Mittleren Buntsandsteins. Die Knochensubstanz ist als weißliche bis weiß-violette Masse vorhanden, die kaum noch Strukturen zeigt. Zahllose kleine Splitter in Farbe der Knochensubstanz im Sandstein deuten auf regelrechtes Bonebed von Amphibienresten in diesem Horizont.

 
Bild 4 (links): Kehlbrustplatte von ? Cyclotosaurus sp., gefunden im Felssandstein des Mittleren Buntsandsteins bei Rechtenbach im Spessart. Größe 9 x 7,7 Zentimeter.

Bild 5 (rechts): Kehlbrustplatte mit Knochensubstanz, gefunden im Felssandstein des Mittleren Buntsandsteins bei Wernfeld a. Main. Größe knapp 9 Zentimeter, davon 7,5 x 4,5 Zentimeter deutlich sichtbar.

 
Bei meinen Exkursionen in den Buntsandstein konnte ich immer wieder kleinere Stegocephalenreste - alle unbestimmbar - finden. Der Mangel an Funden im unterfränkischen Buntsandstein dürfte nur am Mangel von geeigneten Aufschlüssen in den richtigen Horizonten liegen.

Knochenreste können auch in der Myophorienbank in den Oberen Röttonsteinen gefunden werden.

 

Sauriere

Funde von Reptilresten, wie sie aus dem Buntsandstein anderer Teile Deutschlands (Oberfranken, Schwarzwald, usw.) bekannt sind, wurden für den unterfränkischen Buntsandstein noch nicht publiziert.

In meiner Sammlung befindet sich jedoch der Zahn eines Raubsauriers, eventuell eines Thecodontiers, gefunden im Rötquarzit der Tongrube Untereschenbach bei Hammelburg. Der Zahn ist nur einen Zentimeter groß und liegt eingebettet in einem Stück harten Sandsteins. Deutlich erkennbar ist eine Zähnelung der Schneidekanten.

 

Fährten

Fährten von Sauriern sind aus dem Buntsandstein Unterfrankens seit 1841 bekannt. Erste Funde von VORBACH und RUMPF stammen aus dem Thüringischen Chirotheriensandstein und Chirotherienschiefern bei Aura an der Saale, Unterfrankens klassischer Fährtenfundstelle. Seit 1964 liegen weitere Funde aus dem Plattensandstein und Grenzquarzit von Gambach vor. Prof. H. KIRCHNER und O.M. REIS beschreiben in den 20er und 30er Jahren des 20. Jahrhunderts mehrere Arten neu. Auch aus dem Rötquarzit von Karbach bei Marktheidenfeld werden aus diesem Zeitraum Funde genannt.

Neuere Fährtenfunde aus dem Buntsandstein Unterfrankens werden erst wieder ab den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts gemeldet. Im Raum Marktheidenfeld erstmals aus dem Mittleren Bundsandstein, aus der Hardegsen-Formation, nahe Windheim. Weitere Funde aus dem Rötquarzit von Michelrieth im Rahmen des Baues der Autobahn A 3. Auch aus dem Plattensandstein vom Dillberg bei Marktheidenfeld ist eine schöne Fährtenplatte bekannt geworden.

Auf der Baustelle der Rhön-Autobahn A 7 bei Bad Brückenau fand sich in der Hardegsen-Wechselfolge des Mittleren Buntsandsteins der Handabdruck von einem kleinen Saurier der Ordnung Rhynchocephalia. Bei Mariabuchen auf einem Lesestein aus dem Thüringischen Chirotherienschiefer der Fußabdruck des namensgebenden Sauriers Chirotherium.

Die bedeutendsten Fährtenfunde im östlichen Spessart und der Südrhön in neuerer Zeit stammen jedoch von den Familien SCHEINPFLUG und HOFMANN aus Lohr. Während der Bauzeit des Oberbeckens zum Pumpspeicherwerk Langenprozelten auf der Sohlhöhe nördlich Lohr konnten in den 70er Jahren im Thüringischen Chirotheriensandstein Fährten von Chirotherien, Rhynchosauriden und Schildkröten gefunden werden.

Zur gleichen Zeit lieferte der Abbau des Plattensandsteins in der Tongrube Wernfeld ebenfalls Chirotherien-, aber auch kleine Amphibien- und Lacertilierfährten. Die darauf folgende intensive Nachforschung in anderen Buntsandstein-Aufschlüssen erbrachte aus dem Rötquarzit der Tongrube Untereschenbach bei Hammelburg weitere, sehr schön ausgewitterte Chirotherien- und vermutlich auch Therapsidenfährten. Die größten Fährtenplatten - heute im Spessartmuseum Lohr ausgestellt - stammen aus dem Thüringischen Chirotheriensandstein des Waldgebietes Hohe Bahn westlich Lohr.

Zwischenzeitlich hat sich die Fundsituation wieder verschlechtert. Nur gelegentlich lassen sich noch Chirotherien- oder Rhynchosauridenfährten finden. So zum Beispiel Funde in Bachrissen im Raum Marktheidenfeld und an einer Hallenbaustelle bei Roden.

Mehr zu dem Fährtenerzeuger Chirotherium können Sie auf einer Sonderseite erfahren.Chirotherium.

 
 
Bild 6 (links): Fährtenrelief des linken Hinterfußes von Chirotherium barthii aus dem Rötquarzit nordwestlich Roden. - Bild 7 (rechts): Fährtenreliefs von Vorder- und Hinterfuß von Rhynchosauroides schochardi aus dem Rötquarzit südlich Roden.
 

 
© 2001 by Ralf Scheinpflug, Lohr · Stand: 16. Sept. 2004