Tag 8 - Mittwoch, 4. Mai 2005 | ||
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Bild 1 (links): Routemap von Tag 8. - Bild 2 (rechts): Verschneites Zuun Saihkan Uul. | ||
Dass die Übernachtung in einer Jurte sinnvoll war zeigt sich am
Morgen. Drausen ist es eisig kalt. Das Zuun Saikhan Uul rund 20 Kilometer
südlich ist schneebedeckt bis in die Ebene herab. Und gerade da wollen
wir heute hin. In die berühmte Schlucht Yolyn Am, zu deutsch Geierschlucht.
Das Besondere an der Schlucht ist ihr ganzjährig vorhandenes Eisfeld.
Im Winter bildet sich über dem Bach in der Schlucht ein dicker Eispanzer.
Die Schlucht ist so eng, dass selbst im Sommer die Sonnenstrahlen darin
nicht den Boden erreichen können. Reste des Eisfeldes sind bis in
den Herbst hinein vorhanden.
Über die Nationalpark-Station Yolyn Am geht es hinein in die Schlucht. Rund 10 Kilometer kann man noch fahren. Die restlichen zwei Kilometer muss man zu Fuß zurück legen. Immer noch ist es eisig kalt. Doch der Schnee vom Morgen ist bereits weggetaut. Überall an den Hängen huschen die kleinen Pikas umher. Überall sieht man ihre Bauten. Bis zur engsten Stelle der Schlucht müssen wir weite Strecken über das Eis zurück legen. Schaut man nach oben, kann man senkrecht Verwerfungsspalten erkennen, die es dem Wasser erlaubten, die tiefe Schlucht in den Fels zu schneiden. Langsam kommt die Sonne heraus. Es wird wärmer. Und vor einem Pika-Bau liegt etwas aufgerolltes, eine Schlange. Späte lese ich nach, dass es sich um eine Zentralasiatische oder Haly's Viper gehandelt hat. Es soll die einzige Schlange bleiben, die ich in der Mongolei zu Gesicht bekomme. An der Nationalpark-Station machen wir noch einmal Halt. Hier sind ein Shop und ein Museum angeschlossen. Im Shop ist eine gute Beschreibung dieses Nationalparks erhältlich. Und das Museum nebenan zeigt einige paläontologische und mineralogische Schätze der Region. |
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Bild 3 (links): Stämme verkieselten Holzes an der Station Yolyn Am. - Bild 4 (Mitte links): Auf Eis in der Schlucht Yolyn Am. - Bild 5 (Mitte rechts): Im Tal bei der Schlucht Yolyn Am. - Bild 6 (rechts): Vorsicht! Giftig! Eine Haly's Viper sonnt sich. | ||
Etappenziel für die nächste Übernachtung ist eine mongolische Familie in der hügeligen Übergangszone zwischen dem Dund Saikhan Uul und dem Baruun Saikhan Uul. Sersmaa kennt die Familie von ihrer Projektarbeit. Ihr genauer Jurtenplatz ist Sersmaa zur Zeit nicht bekannt. So heißt es an jeder Jurte fragen, und nochmals fragen. So werden wir auch immer weiter geschickt. Hinter dem nächsten Hügel wird uns gesagt. So nach 20 Hügeln oder mehr finden wir die Familie dann auch. | ||
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Dort angekommen erfahren wir, dass wir eigentlich bereits für
den Vortag erwartet wurden. Die Hausherren sind gerade nicht da. Nachbarn
erwarten uns bereits. Es spricht sich in der Mongolei sehr schnell herum
wenn Fremde durchs Land reisen. Man hat überall gewusst, dass wir
kommen werden. Abends fühlen wir uns in der Jurte der mongolischen
Familie wie auf Staatsbesuch. Zu siebenundzwanzigst sitzen wir rund um
die Herdstelle. Alle Nachbarn sind gekommen. Das war wohl das Ereignis
des Jahres!
Amgaa hat übrigens an diesem Abend für das Abendessen gesorgt. Fleisch auf heißen Steinen gegart in einer fest verschlossenen Milchkanne. So etwas ähnliches wie ein Schnellkochtopf. |
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© 2005 by Ralf Scheinpflug, Lohr | VORHERGEHENDER TAG - NÄCHSTER TAG |